Das
Seminar für angewandte Unsicherheit (abgekürzt: SAU) hat ein sehr schönes Lehrbeispiel im Internet vorbereitet. Jeder kann nach Informationen dieser fiktiven Person selbst suchen und das Profil verifizieren. Es geht um folgende Person:
(Um das schöne Beispiel nicht kaputt zu machen sind alle Namen und Pseudonyme als Grafik eingebunden. Bitte auch bei Verlinkungen darauf achten, keine Hinweise für Google zu platzieren.)
Diese Informationen könnte ein Personalchef beispielsweise einer Bewerbung entnehmen oder sie sind der Krankenkasse bekannt oder sie ist bei einer Demo aufgefallen.
Eine kurze Suche bei Google und verschiedenen Personensuchmaschinen liefert nur sehr wenige Treffer, im Moment sind es 3 Treffer. Gleich wieder aufgeben?
Die moderne Studentin ist sozial vernetzt. Naheliegend ist es, die verschiedenen Netzwerke wie StudiVZ usw. nach F. abzusuchen. Bei Facebook wird man erstmals fündig. Es gibt ein Profil zu dieser Person mit Fotos, Interessen und (wichtig!) eine neue E-Mail Adresse:
Bezieht man diese Adresse in die Suche bei anderen Sozialen Netzwerken mit ein, wird man bei MySpace.com erneut fündig. Hier gibt es Profil mit dieser E-Mail Adresse und man findet den Twitter-Account von F. sowie ein weiteres Pseudonym:
Mit den beiden gefundenen Pseudonymen
g.....17 und
f.....85 kann man erneut bei Google suchen und die Ergebnisse mit den Informationen aus den Profilen zusammenfassen.
- g.....17 ist offenbar depressiv. Das verordnete Medikament deutet auf Angstzustände hin, wurde von der Patientin nicht genommen sondern ins Klo geworfen.
- Sie hat Probleme im Studium und will sich krankschreiben lassen, um an Prüfungen nicht teilnehmen zu müssen.
- Außerdem hat sie ein massives Alkohol-Problem und beteiligt sich am "Syncron-Saufen" im Internet. Scheinbar ist sie auch vereinsamt.
- F. ist offenbar lesbisch, sie sucht nach einer Frau bei abgefuckt.de.
- F. ist im linksradikalen Spektrum aktiv. Sie hat an mehreren Demonstrationen teilgenommen und berichtet über ihre Erfahrungen mit Hausdurchsuchungen. Möglicherweise ist das die Ursache für ihre Angstzustände.
- Öffentlich prangert sie die Firma ihres Vaters an (Ausspionieren von Mitarbeitern).
- Ihre linksgerichtete Grundhaltung wird durch öffentliche Unterstützung der Kampagne "Laut ficken gegen Rechts" unterstrichen.
- Von regelmäßiger Arbeit hält sie nicht viel.
- Die angebene Adresse ist falsch. F. wohnt in einer 11-Personen-WG in einem besetzten Haus in Alt-Moabit. Die WG sucht nach einem neuem Mitglied.
- Die Wunschliste bei Amazon und Fotos bei Flickr...
Würden sie als Personalchef diese fiktive Person einstellen?
Welche Ansatzpunkte ergäben sich für den Verfassungsschutz?
Was könnte zukünftig für die Krankenkasse interessant sein?
Was hätte F. tun können, um die Profilbildung zu vermeiden?
Bedeutung der Pseudonyme
Die Suche nach Informationen über F. fiel relativ leicht. Sie verwendete die gleichen Pseudonyme mehrfach und die Pseudonyme waren eindeutig und einfach zu googeln. Damit ergeben sich viele Verknüpfungen von einzelnen Informationshäppchen. Als Verteidigung gegen diese Recherche kann man viele unterschiedliche Pseudonyme verwenden oder zumindest schwer googelbare Pseudonyme, wenn man nicht wiedererkannt werden möchte.