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Privacy Handbuch

Für verschlüsselte Telefonie gibt es mehrere Protokolle:
  1. SRTP/ZRTP von Phil Zimmermann kümmert sich um die Verschlüsselung des Datenstroms bei Audio- und Videotelefonie. Die Ende-zu-Ende Verschlüsselung des Datenstroms erfolgt mit SRTP, den automatischen Schlüsseltausch erledigt ZRTP und die Verifizierung erfolgt mit SAS. Die Verbindung zwischen den Clients kann entweder via SIP Protokoll aufgebaut werden oder auch über andere Protokolle.
  2. WebRTC wurde maßgeblich von Google und Mozilla initiiert, um der Konkurrenz von MS Skype etwas entgegen zu setzen. Es wurde vom W3C standardisiert und ist seit 2017 in allen Browsern enthalten. Es wird auch in einigen Messengern für Audiotelefonie verwendet.

    Der Datenstrom wird bei WebRTC ebenfalls mit SRTP verschlüsselt. Die Verwaltung der Accounts erfolgt auf zentralen Servern aber die Sprach­kommunikation läuft über eine direkte Verbindung zwischen den Clients. Für den Aufbau der Verbindung kann ICE (Internet Connectivity Establishment) genutzt werden. Wenn keine direkte Verbindung zwischen den Clients möglich ist, werden TURN Server als Proxys genutzt.

  3. Das GSMK-Protokoll verschlüsselt den Datenstrom doppelt mit AES256 und Twofish. Die niedrige, feste Datenrate von 4,8 kBit/s soll eine Kommunikation auch dann ermöglichen, wenn verschlüsselte VoIP Telefonie mittels DPI blockiert wird, wie es beispw. in einigen Gebieten von Frankreich, in VAE oder Saudi Arabien üblich ist. 

Verschiedene Forschungsergebnisse wie Language Identification in Ecrypted VoIP Traffic (2007, PDF), Recovering Spoken Phrases in Encrypted VoIP Conversation (2008, PDF) und Phonotatic Recontruction of Encrypted VoIP Conversations (2011, PDF) zeigen, dass es bei Verschlüsselung von Telefonie Angriffsmöglichkeiten gibt, um gesprochene Phrasen anhand der Datenrate aus dem verschlüsselten Datenstrom zu rekonstruieren ohne die Verschlüsselung knacken zu müssen. Deshalb wird für hohe Sicherheits­anforderungen die Verwendung fester Datenraten empfohlen.

Bei WhatsApp ist die Technik scheinbar im Einsatz. Als bei einem (angeblich sicher verschlüsseltem) WhatsApp Telefonat im März 2023 mit einer Bekannten, die in Brüssel bei der EU im Engergiesektor arbeitet, im Nebensatz das Wort "Gazprom" fiel, wurde die Verbindung kurz unterbrochen.

" Hallo, hallo - bist Du nach da???" Als die Verbindung nach eingen Sekunden wieder aufgebaut war ein Lachen am anderen Ende der Leitung: "Das passiert immer, wenn ich Gazprom sage." Nachdem die belanglose Konversation 5min weiterging wieder eine kurze Unterbrechung.

WhatsApp verwendet die SRTP Verschlüsselung allerdings ohne ZRTP zum Schlüsseltausch und ohne SAS zur Verifikation, so dass man die Verschlüsselung nicht einfach verifizieren kann.

In den Einstellungen könnte man unter "Account → Sicherheit" die Sicherheitsbenachrichtigungen aktivieren, so dass im Beispiel (vermutlich) eine Warnung hätte angezeigt werden müssen, wenn es für Lawful Interception keine Sonderbehandlung gibt, die diese Warnung unterdrückt(?) Die Option ist standardmäßig deaktiviert. Aber wer sicher kommunizieren will, würde sich wahrscheinlich nicht auf WhatsApp verlassen, dessen Mutterkonzen ein PRISM Partner der NSA ist.

Kurze Erläuterung der Begriffe (SRTP/ZRTP/SAS)