Es gibt viele Smartphone Apps, bei denen man erwartet, dass man zeitnah über Neuigkeiten von einem Server informiert wird. E-Mail Clients und Messenger sollen neu eingetroffenen Nachrichten anzeigen, Banking Apps sollen über Finanztransaktionen informieren usw. Gleichzeitig soll der Energieverbrauch der Apps und das Datenvolumen minimiert werden.
Push Services wurden von Google und Apple entwickelt, um diese Anforderungen zu erfüllen:
Dann registriert die Smartphone App dieses Push Token bei dem Server, der die App bei Neuigkeiten benachrichtigen soll (Messenger, Mailserver o.ä.), und legt sich wieder schlafen.
Der Server weiß damit, über welchen Push Service er dem User eine Nachricht schicken kann.
Für Android Apps gibt es Projekte (vor allem Messenger), die eigene Push Services entwickeln, die unabhägig von Google funktionieren und keine Daten beim Datenkraken hinterlassen. Bei iPhones ist man aber immer auf APN von Apple angwiesen. Es gibt in iOS keine anderen Möglichkeiten.
Polling ist eine Alternative zur Nutzung von Push Services. Statt schlafend auf eine Benachrichtigung zu warten, fragt die App selbst alle 10-20min beim Server nach, ob es Neuigkeiten gibt.
Beim Polling sind keine zusätzlichen Services von Apple oder Google notwendig, nur die Apps und Server sind in die Kommunikation involviert. Nachteilig ist vor allem ein höherer Energieverbrauch.
Bei Verwendung von Push Benachrichtigungen kann der Push Service (APN oder FCM) protokollieren, wieviel Benachrichtigungen ein Nutzer für eine bestimmte App bekommt, also wie intensiv die App genutzt wird. Die konkreten Inhalte der Nachricht sind i.d.R verschlüsselt.
Behörden zur Strafverfolgung und Geheimdienste haben gem. Bestandsdatenauskunft in DE des Recht, alle Informationen abzufragen, die ein Provider (E-Mail, Messenger, Cloud…) im Rahmen der Bereitstellung des Dienstes über einen Nutzer gespeichert hat. Dazu zählen auch die Push-Token, die von einem Nutzer auf dem Server registriert wurden.
Mit diesen Push Token könnten sich die Behörden an Google (FCM) oder Apple (APN) wenden und weitere Informationen aus den Datensammlungen der Smartphone Hersteller abrufen: Telefonnummer, IMEI des Gerätes, MAC- und IP-Adressen, SIM Nummer, Cloud Daten…
iPhones senden außerdem alle 5min die MAC Adressen aller Geräte im gleichen WLAN an Apple. Das ermöglicht u.U. erweiterte Auswertungen der sozialen Kontakte.
Mit den Daten von Google/Apple könnten sich die Behörden an die Mobilfunkprovider wenden und bekommen dort die echten Namen, Adressen, Kontonummern… der gesuchten Personen (falls Google/Apple diese Daten nicht gleich mitliefern konnten).
Mit Push Token der APN und FCM Services können ALLE Anonymisierungsversuche ausgehebelt werden. Es schützt kein VPN, kein Tor Onion Router und ein Threema Account ist dann auch nicht mehr anonym. Die Kombination vieler Daten ist der Tod der Anonymität.
Bei der Verfolgung eines Klima-Aktivisten, gegen den wegen Diebstahl und Wohnungseinbrüchen ermittelt wurde, haben französische Behörden von Protonmail im Sep. 2021 neben einem Logging der IP Adressen vermutlich auch die Herausgabe der Push Token verlangt.
Messenger funktionieren ohne Google Push Services (FCM) nur, wenn man den Apps "Hintergrundaktivität" und "Hintergrunddatenverkehr" erlaubt! Bei einigen Android Smartphones muss man zus. die Option "für Akku Betrieb nicht einschränken" für diese Apps aktivieren.
Wenn man Wert auf Anonymität legt und nicht möchte, dass sein Messenger Account mit einer Telefonnummer verknüpft werden kann (Threema, Session Messenger o.ä.), muss man nach der Deaktivierung von Googles FCM Push im Messenger auch einen neuen Account erstellen. Der alte Account, der mit FCM genutzt wurde, ist verbrannt. Google kann ihn mit einer Telefonnummer usw. verknüpfen und stellt diese Information auch den "Diensten" zur Verfügung.
Google-freie Alternativen für das Android Betriebssystem wie das auf Sicherheit und Privatsphäre optimierte GrapheneOS für Pixel Smartphones unterstützen standardmäßig kein Push via Google FCM. (Damit sind einige Apps auf diesen Systemen nicht nutzbar.)
(Bei Bedarf kann man auf diesen Systemen die MicroG Suite installieren, die Push via FCM ermöglicht.)