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Privacy Handbuch

Da das Tracking via Cookies und EverCookies immer schwieriger wird ("Cookiekalypse"), rückt das Tracking anhand der IP-Adresse wieder stärker in den Fokus des Interesse.

Modernes Surf-Tracking nimmt aber nicht einfach die IP-Adresse, die insbesondere bei Smartphones öfters wechselt, sobald man die Komfortzone des heimischen WLANs verlässt. Statt dessen besteht das Ziel, anhand der IP-Adresse ein Gerät oder zumindest einen Haushalt zu identifzieren. Um die Funktionsweise zu verschleiern, nennt man es in der Fachsprache oft "Netzwerk-Cookies".


Das Verfahren funktioniert folgendermaßen:

  1. Wenn ein Surfer eine "verseuchte" Webseite besucht, sendet der Webserver die IP-Adresse und die aufgerufene Webseite zu einer "Marketingplatform".

  2. Die "Marketingplatform" ermittelt den Telekommunikationsprovider und schickt die IP dorthin.

  3. Der Telekommunikationsprovider weiß, welchem Smartphone (SIM Karte) oder welchem Haushalt (Router) diese IP-Adresse aktuell zugeteilt ist und liefert eine pseudonyme ID zurück, die für diese SIM Karte oder den Router konstant bleibt, auch wenn die IP-Adresse wechselt.

  4. Die "Marketingplatform" ermittelt aus dem gesammelten Surfverhalten für diese pseudonyme ID die passende Werbung für die Zielperson oder Personengruppe (Haushalt).

  5. Der Webserver baut diese individualisierte Werbung in die ausgelieferte Webseite ein.

  6. Die angezeigte Werbung könnte man mit uBlock Origin oder ähnlichen Werbeblockern blockieren, aber das Tracking verhindert man damit nicht.


Im Februar 2023 wurde von der EU mehreren großen, europäischen Telekommunikationsprovidern (Deutsche Telekom AG, Orange SA, Telefónica S.A. und Vodafone Group plc) der Aufbau einer Plattform zur Unterstützung der digitalen Marketing- und Werbeaktivitäten in Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien und dem Vereinigten Königreich genehmigt. Ziel ist der Aufbau einer europäischen Werbeplattform, die im Internet mit Google konkurrieren soll.

Die erste Marketingplattform dieser Art (Klartext: ein großer, europäischer Trackingprovider) heißt Utiq SA/NV und soll Webservern die Auslieferung von individualisierter Werbung auf Basis einer pseudonymen ID ermöglichen, die aus dem Mobilfunkvertrag des Kunden abgeleitet wird. Utiq SA/NV versucht in erster Linie, Smartphones zu tracken - aber das muss nicht so bleiben.

Im Juni 2023 hat Utiq SA/NV erste Ergebnisse dieser neuen Trackingmethode vorgestellt. Das Tracking anhand der IP-Adresse in Kooperation mit Telcos kann 4x mehr Surfer verfolgen als es mit Third-Party-Cookies möglich ist und ist um 25% besser als Tracking mit First-Party Cookies.

Das Tracking ist gemäß DSVGO zustimmungspflichtig. Bei Mopo.de (die mit Utiq SA/NV kooperieren) sieht die Zustimmung so aus: "Wenn Du nicht bezahlst, dann tracken wir Dich!" Punkt!

Auf der Webseite Utiq consenthub kann man seine Zustimmung für diese Form des Trackings auch verweigern. Aber mittelfristig wird Utiq SA/NV nicht der einzige Anbieter bleiben, der diese Trackingmethode nutzt (wenn sie so erfolgreich ist) und überall einzeln Opt-Out wählen, ist keine Lösung.

Verteidigung gegen modernes Tracking anhand der IP-Adresse

Lizenz: Public Domain